Antibiotika wirkungslos – und nun?
Bakterien haben Resistenzen entwickelt und trotzen sogar mehrfachen Antibiotikagaben. Sehr zum Leidwesen der Betroffenen, denn wiederkehrende Infektionen häufen sich. Multiresistente Keime sind auf dem Vormarsch. Wie konnte es dazu kommen? Und wie werden wir in Zukunft damit umgehen? Noch mehr, noch komplexere Antibiotika? Welche Ansätze liefert uns die uns umgebende Natur?

Antibiotika-Resistenzen entstehen, wenn Bakterien Strategien entwickeln, um sich gegen Antibiotika zu schützen. Sie wollen ja überleben, diese Bakterien. Problematisch für die moderne Medizin, denn viele Infektionen sind nicht mehr mit herkömmlichen Antibiotika behandelbar. Wie konnte es dazu kommen?
Antibiotika werden zu oft oder falsch eingesetzt
❌ Viele Antibiotika werden falsch eingesetzt. Ein Beispiel: Dein Kind bringt einen viralen Infekt mit aus dem Kindergarten. Nase läuft. Hals kratzt. Ein Antibiotikum wird verordnet, obwohl das bei einem Virusinfekt gar nicht wirkt.

❌ Viele Antibiotika werden zu häufig eingesetzt. Bei jeder kleinen Erkältung, jeder Mini-Ohrenentzündung – gleich muss es das Antibiotikum sein. Oft drängen Eltern sogar den Kinderarzt dazu, ein Antibiotikum zu verordnen. Das Kind muss in den Kindergarten gehen können. Der Urlaub steht an und alle müssen fit sein. Das Projekt in der Arbeit muss durchgezogen werden.
❌ Wenn das falsche Antibiotikum für den Keim verschrieben wird. Oft soll es schnell gehen. Ein Antibiotikum der Wahl, mit dem der Arzt oft arbeitet, wird verordnet. Problem: Es ist vielleicht nicht das richtige für den vorliegenden Erreger. Oder es gibt vielleicht schon eine Resistenz gegen das Medikament. Dann muss noch ein weiteres Antibiotikum nachgeschoben werden, weil das erste nicht gewirkt hat. Warum nicht ein Antibiogramm erstellen und schauen, welches Antibiotikum beim vorliegenden Erreger das beste Wirkprofil hat? Das ist dann Gabe auf den Punkt.
❌ Patienten werden nicht gut über eine Notwendigkeit und die vernünftige Einnahme aufgeklärt. Wenn eine Antibiotika-Therapie zu frühzeitig abgebrochen wird, überleben resistente Bakterien.

❌ Oft wird ein Breitbandantibiotikum oder gar ein Reserve-Antibiotikum verordnet, obwohl es im vorliegenden Fall gar nicht notwendig ist. Einfach so, statt gezielter Therapie. Leider wirken Breitbandantibiotika breit, töten viele Bakterien, auch die guten Darmbakterien und fördern so auch Resistenzen.
Antibiotika in der konventionellen Massentierhaltung
Ungefähr 80 % der weltweit hergestellten Antibiotika werden in der Landwirtschaft eingesetzt. Was viele nicht wissen: Oft nicht zur Heilung, sondern zum schnelleren Wachstum der Tiere. Was? Ja, Du hast richtig gelesen.

Studien haben gezeigt, dass Antibiotika die Futterverwertung verbessern, sodass Tiere schneller wachsen. Dadurch wird das Schlachtgewicht schneller erreicht, die Produktions-kosten werden gesenkt. Diese „Wachstumsförderung“ ist in der EU seit 2006 zwar verboten, aber in vielen Ländern immer noch erlaubt (USA, China, …)
Was ist der Mechanismus dahinter? Durch die Antibiose werden auch Darmbakterien im Tier eliminiert. Das Tier erleidet eine Darmdysbiose, eine verschobene Besiedelung mit Darm-bakterien. Weil bestimmte Bakterienarten weniger Energie für sich selbst verbrauchen, stehen für das Tier bei gleicher Futtermenge mehr Nährstoffe zur Verfügung. Das Tier wird schneller fett.
Das Darm-Mikrobiom beeinflusst auch den Fettstoffwechsel – ein verändertes Mikrobiom kann dazu führen, dass mehr Kalorien aus der Nahrung aufgenommen werden. Studien zeigen, dass Tiere mit gestörter Darmflora (z. B. durch Antibiotika) tendenziell mehr Fett speichern.
SPOILER: Auch wir Menschen legen an Gewicht immer mehr zu, je häufiger wir Antibiotika zu uns nehmen. Zu viele Firmicutes-Bakterien zum Beispiel, extrahieren effizienter Kalorien aus der Nahrung (bei gleicher Nahrungsmenge). Menschen mit einer "ungesunden" Darmflora neigen deshalb ebenfalls eher zu Übergewicht und werden es auch schlecht wieder los. Oft finde ich bei Patienten auch eine Insulinresistenz nach Antibiotika-Einnahme.

Konventionelle Massentierhaltung bedeutet – keine artgerechte Haltung. Das ist keine Weidehaltung, wie das für die Tiere artgerecht wäre. Zusammengepfercht auf engstem Raum werden dann oft Antibiotika verabreicht, um die Tiere trotz schlechter Haltungsbedingungen einigermaßen „gesund“ zu halten. Das macht industrielle Mastbetriebe wirtschaftlicher als artgerechte Weidehaltung. Das Fleisch ist dadurch viel billiger zu haben. Doch um welchen Preis? Resistente Bakterien können über Fleisch, Milch oder auch Eier ins menschliche System gelangen. Und uns langfristig krank machen.
Lasst uns genauer hinschauen: Besonders problematisch wird es, wenn in der Massentierhaltung Reserveantibiotika verwendet werden, die eigentlich für Menschen vorbehalten sein sollten. Und – das ist kein Geheimnis – es wird sich nicht daran gehalten.
🔹 Tetracycline (häufigstes Tierantibiotikum weltweit)
🔹 Makrolide (z. B. Erythromycin → Resistenzen bei Atemwegsinfekten)
🔹 Fluorchinolone (z. B. Ciprofloxacin → Gefährliche Resistenzen)
🔹 Cephalosporine (Antibiotika der 3. & 4. Generation) (z. B. gegen MRSA)
🔹 Polymyxine (z. B. Colistin) – "Ultima Ratio"-Antibiotikum, aber in der Tierhaltung genutzt!

Die „behandelten“ Tiere scheiden diese Antibiotika und auch resistente Keime auf natürlichem Wege aus. Reste gelangen ins Grundwasser und landen vielleicht sogar im Trinkwasser. Resistente Keime aus der Tierhaltung werden so über unsere Umwelt, und auch über konsumierte Tierprodukte auf den Menschen übertragen. Sie stellen ein Gesundheitsrisiko dar!
Antibiotika – Strategien der Bakterien
Bakterien vermehren sich extrem schnell (Escherichia coli - ein Darmbakterium – kann sich alle 20 Minuten verdoppeln). Mit jeder Vermehrung vervielfacht sich auch die Information, die diese Bakterien transportieren. Es ist wie ein selbstlernendes System. Die Bakterien tauschen untereinander Informationen zu den schon „begegneten“ Antibiotika aus und entwickeln gemeinsam Überlebensstrategien. Sie entwickeln Resistenzen. Dabei tauschen sie sogar genetisches Material zwischen verschiedenen Bakterienarten aus! Resistenzen manifestieren sich.

Spontane Mutationen können dazu führen, dass ein Bakterium noch schneller gegen ein Antibiotikum resistent wird.
Ein weiterer Wermutstropfen:
Die Stärksten überleben. Die Bakterien mit den meisten effektiven Resistenzen überleben, setzen sich im Darm fest und vermehren sich weiter. Sie dominieren schließlich die gesamte Population. Und - sie dominieren auch Deinen Appetit. Dein Verlangen auf eine bestimmte Nahrung. Auf das, was genau diese Bakterien füttert. Und sie sich noch schneller vermehren lässt. Ein Teufelskreis… (Bei E. Coli ist das ein unbändiger Hunger auf Kohlenhydrate und Zucker. Gewichtszunahme vorprogrammiert. Und vielleicht auch ein Candida-Befall. Denn der entsteht häufig parallel zur Antibiotika-Gabe und macht alles noch ein wenig komplizierter…)
Biofilm eine Oase für Bakterien und Erreger
Bakterien können sich in einem Biofilm (Schleimschicht) organisieren. Der sitzt dann z.B. im Darm. Oder Du kennst ihn in Form von Zahnbelag. Die Mundhöhle ist ja genau genommen auch nur Verdauungstrakt. Sei Dir bewusst: Wenn schon im Mund und auf der Zunge ständig Biofilm in Form von Belag vorhanden ist, wie sieht das im Darm aus?

In solch einem Biofilm sind Bakterien bis zu 1.000-mal resistenter gegen Antibiotika! Sie leben dort abgeschottet und eingebettet in einer Schleimschicht, die als physikalische Barriere wirkt. Weder Medikamente noch unsere körpereigenen Fresszellen (die Makrophagen) kommen dort an sie heran. Experten schätzen, dass mehr als 65 % der im Krankenhaus erworbenen Keime auf der Grundlage von Biofilm entstehen.
Bakterien im Biofilm verlangsamen ihren Stoffwechsel. Sie werden dadurch weniger empfindlich gegenüber Antibiotika-Gaben.
Manche im Biofilm eingenistete Bakterien sondern sogar Toxine ab, die unsere Immunzellen schwächen oder gar abtöten. Die Folge: Unser Immunsystem kann nicht mehr schlagkräftig gegen eindringende Erreger vorgehen. So kann es im Laufe der Zeit noch zu weiteren Erregeransammlungen und Besiedelungen im Biofilm kommen. Sehr oft gesellt sich ein Candida-Hefepilz dazu, der wiederum auch den Biofilm durchsetzt, Stoffwechselgifte absondert und das Immunsystem noch weiter schwächt. Hat DFein Zahnarzt bei einer Parodontose schon mal am Bakterien im Biofilm gedacht?

Bakterien im Biofilm sind sogar in der Lage, Immunbotenstoffe auszusenden und so unser Immunsystem zu täuschen. Sie setzen entzündungshemmende Moleküle frei, spielen dem Immunsystem so eine „entspannte“ Situation vor und können sich dann selbst ungestört vermehren. Das betrifft die Freisetzung von IL-10 (Interleukin 10), das Immunreaktionen dämpft und unsere Immuntoleranz fördert oder auch von TGF-beta, der Immunzellen und Entzündungen hemmt. Dies fördert die Entstehung von chronischen, vor sich hin schwelenden Entzündungen im Darm und erhöht die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Autoimmunerkrankungen.
Es gibt einige Gründe, warum Bakterien und Erreger vermehrt Resistenzen gegenüber Antibiotika bilden. Was kannst Du tun, damit ein Antibiotikum im Notfall bei Dir auf jeden Fall wirkt und Du keine Antibiotika-Resistenzen entwickelst?
Strategien gegen Antibiotika-Resistenz
✅ Bitte Deinem Arzt um mögliche Alternativen zu einer Antibiotika-Behandlung, besonders bei leichteren Beschwerden und wenn Du schon oft Antibiotika eingenommen hast.
✅ Antibiotika nur gezielt & bei bakteriellen Infektionen einsetzen. Abstrich machen und/oder Blut untersuchen, ob es sich wirklich um eine bakterielle Infektion handelt.
✅ Antibiogramm anlegen lassen um gezielt festzustellen, welches Antibiotikum bei deinem Keim auch wirklich greift.

✅ Therapie immer bis zum Ende durchziehen (auch wenn du dich schon besser fühlst!)
✅ Lege Dir einen Antibiotika-Pass an. Wann und warum welches Antibiotikum? Nebenwirkungen? Was ist Dir sonst noch aufgefallen. So behältst Du die Übersicht, wie häufig Du schon ein Antibiotikum schlucken musstest.
✅ Mache nach jeder Antibiotikagabe einen Blut-Check auf Antibiotikafolgeschäden. Dies betrifft besonders deine Mitochondrien, die Energiefabriken deines Körpers.
✅ Nach jeder oralen Antibiose bitte einen Darmaufbau. Je häufiger Antibiotika, desto länger und breitgefächerter der Aufbau. Eventuell ist vorher eine Darmreinigung mit Biofilmentfernung angesagt. Das variiert sehr. Deshalb lass Dich dazu persönlich beraten. Einfach ein Probiotikum kaufen und nehmen reicht nicht aus, um aus der Spirale der Resistenzbildung auszusteigen.
✅ Auf bessere Hygiene in Krankenhäusern & bei medizinischen Geräten achten.
✅ Antibiotika-Einsatz in der Landwirtschaft reduzieren.
✅ Wasserfilter/aufbereitetes Wasser trinken und so die Hormon- und Antibiotika-Last für deinen Körper reduzieren.
✅ Alternative Therapieansätze wählen (z. B. Bakteriophagen, Anti-Biofilm-Strategien).
________________________________________
Antibiotika-Resistenzen - Das solltest Du auch wissen:
Darm – Mitochondrien: weiterlesen
Mitochondrien – Energiegewinnung: weiterlesen
Darm – Gesundheit: weiterlesen
Darm – Gesundheit - Ernährung: weiterlesen
Darm - Darmpilz - Candida-Befall: weiterlesen
Darm - Biofilm - Antibiotikaresistenz:
Detox – Entgiftung – Toxinrückstau: weiterlesen
Darm-Detox - Kaffee-Einlauf: weiterlesen
Detox - Entgiftung für dem Mundraum - Ölziehen: weiterlesen
Dieser Naturstoff hilft Dir beim entgiften - Spermidin: weiterlesen
Immunsystem – Dein Körper macht das schon - Fieber: weiterlesen
Immunsystem – Dein Körper ist genial - Routine hilft: weiterlesen
Erstellt am: 11.03.2025
Zuletzt bearbeitet am: 31.03.2025